Innovation statt Bürokratie
Bei allen Knirschproben, zum Kern der Erfolgsgeschichte unseres Landes in den letzten Jahrzehnten gehörten Forschung und Entwicklung ebenso, wie der Transfer Ihrer Ergebnisse in Produkte und Dienstleistungen und zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen. Zu Recht rückt der Koalitionsvertrag diese Themen in den Vordergrund.
Strukturell ist das Feld der Forschungsförderung, wie so viele andere, inzwischen durch ausufernde Bürokratie enorm eingebremst. Dabei könnten wir aus meiner Sicht schon mit rein administrativen Maßnahmen Forscher:innen das tun lassen, was sie am besten und liebsten tun, nämlich zu forschen, beispielsweise:
1. Einführung des „Once-only“-Prinzips nach EU-Vorbild. Das Prinzip: Antragssteller müssten relevante Daten nur ein einziges Mal in eine zentrale Datenbank eingeben, statt bei jedem Projektantrag immer wieder. Dies wäre ein simpler aber effektiver Schritt.
2. Ein Umdenken bei der Forschungsförderung: Ergebnis- statt Planorientierung. Bei Innovationsprojekten kann man das Ziel definieren, der Weg dahin ist aber oftmals vorher nicht bekannt. Bislang wird jedoch in immer größerer Detaillierung der Weg abgefragt und kontrolliert. Hier eine Zielorientierung einzuführen und in der Umsetzung mehr mit Pauschalen und digitaler Projektverwaltung zu arbeiten, setzte Kapazitäten frei.
Obendrein laufen wir Gefahr im Rahmen der Anpassung der Umsatzsteuerrichtlinie zum 1.1.2023, das genaue Gegenteil von Bürokratieabbau zu erzeugen. Nach dem Willen des Bundesfinanzministeriums sollen Leistungen, die von Hochschulen und Forschungseinrichtungen zum Beispiel in Kooperationsprojekten gegenseitig erbracht werden, steuerpflichtig werden. Das bedeutet mehr Bürokratie und konterkariert das Grundprinzip kollaborativer Forschung. Das darf uns nicht passieren.
Forschung und Entwicklung sind der Schlüssel zur Lösung der drängendsten Probleme. Sie zu beschleunigen und zu verbessern, nicht aufzuhalten, muss Ziel unserer Politik sein.
Foto: Deutscher Bundestag/ Inga Haar