Generation Krise – Das sind wir
Ein Gespräch mit Melissa Butt und Maximilian Schröter über Ungleichheit, „Blühende Landschaften“ und den Juso-Vorsitz:
Seit ihrer Wahl als erste Doppelspitze der Jusos Thüringen im Oktober 2021 ist viel passiert.
Erst war da die Regierungsbildung in Berlin unter Olaf Scholz, dann stiegen die Corona-Fallzahlen im Herbst und Winter in die Höhe. In Thüringen bedeutete das auch, dass sich jeden Montag Rechtsradikale und Corona-Leugner:innen auf den Marktplätzen versammelten, um gegen die Maßnahmen zu demonstrieren. Der 24. Februar ist für beide eine Zäsur: der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine lässt sie viele geglaubten Gewissheiten in Frage stellen. Daraufhin folgten Diskussionsrunden mit den Mitgliedern über Waffenlieferungen, Solidaritätsdemos oder die Organisation von Unterstützung für Geflüchtete. Maximilian macht klar: „Jugendliche, die sich heutzutage engagieren, kämpfen gegen die Klimakrise, fordern politische Mitbestimmung in der Pandemie oder setzen sich für Frieden in Europa ein.“ Diese Generation kämpft gegen viele Krisen gleichzeitig.
Das merken die beiden auch im eigenen Jugendverband. Mitte Juni treffen sich die Jungsozialist:innen erstmals seit der Pandemie wieder für eine zweitätige Landeskonferenz. Seit dem letzten Mal hat sich einiges geändert: neue und vor allem jüngere Mitglieder engagieren sich jetzt auch wieder verstärkt im ländlichen Raum für die Jusos. So hat sich zu Beginn des Jahres ein neuer Kreisverband im tiefschwarzen Eichsfeld gegründet. Melissa sieht darin viel Potential, auch für die Kommunal- und Landtagswahlen. „An jungen und engagierten Genoss:innen kommt die SPD nicht mehr vorbei. Wir haben unseren Platz und werden unsere Perspektiven einbringen.“
Die Landeskonferenz tagt unter dem Motto „Blühende Landschaften. Schaffen wir selbst!“. Dieses Versprechen ist 32 Jahre nach der Wiedervereinigung immer noch nicht eingelöst. Besonders für junge Menschen, denn es fehlt an Möglichkeiten, Infrastruktur und politischer Relevanz.
Die Schere zwischen Reich und Arm klafft immer deutlicher auseinander, darin sind sich die beiden einig. Um so erfreuter sind die beiden über den Diskussionsanstoß vom Ostbeauftragten Carsten Schneider, der ein Grunderbe für junge Menschen fordert. Dieses Grunderbe in Höhe von beispielsweise 20.000 Euro würde besonders jungen Menschen in Ostdeutschland und Migrant:innen helfen, Vermögen aufzubauen.
Damit ist es aber noch lange nicht getan: Die Abschaffung der Schuldenbremse und eine Reform der Erbschafts- und Vermögenssteuer gehören für die beiden Landesvorsitzenden genauso zur Diskussion.