Die Mindestlohnkampagne war eine der eindrucksvollsten und langfristigsten Kampagnen in der neueren Geschichte der Bundesrepublik.
Wolfgang Schröder schreibt, dass trotz eines in den 1990er Jahren rasch wachsenden Niedriglohnsektors bis 2014, keine parlamentarische Mehrheit für einen Mindestlohn erreicht werden konnte. Die Arbeitgebervereinigungen und die Wirtschaft machten massiv Stimmung gegen jede Art eine Lohnuntergrenze. Anfangs galt eine gesetzliche Untergrenze für die Entlohnung noch als Angriff auf die Tarifautonomie. Viele fürchteten, dass damit auch die Rolle der Gewerkschaften geschwächt würde. Diese Haltung änderte sich aber mit der Zeit.
In der Bundesrepublik haben sich breite politische und gewerkschaftliche Bündnisse für den Mindestlohn gebildet. Die ökonomischen und sozialen Vorteile wurden immer offensiver kommuniziert. Spätestens mit seiner Einführung durch die SPD im Jahr 2015 wurde klar, dass der Mindestlohn Arbeitsplätze sichert, für mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und für eine Mindestabsicherung sorgt. Negative ökonomische Effekte blieben aus und die Angst von Liberalen und Konservativen, dass der Mindestlohn ein Wachstumshemmnis wäre, bewahrheiten sich nicht. Der Mindestlohn ist eine Erfolgsgeschichte.